Dichtes Gedränge

Dichtes Gedränge

Dichtes Gedränge herrscht hinter der alten Schlossmauer.
Weihnachtsflair gibt es nun täglich hier auf Dauer.
In Regensburg von fürstlichem Ambiente umgeben
soll sich hier die festliche Stimmung im Advent heben.
Die hohe Eintrittsgebühr sorgt dann für ein Publikum,
das macht sich für ein paar Euro nicht den Rücken krumm.
In hübschen Holzhütten wird allerlei Kunsthandwerk angeboten.
Aus Lautsprechern rieseln ständig süße Christkindelnoten.
Die Leute kaufen Dinge, die sie eigentlich nicht brauchen.
Dazwischen stehen Grillstände, die fast alle lecker rauchen. 
Die Kundschaft leidet keinen Hunger - sie pflegt nur ihren Appetit.
Jeder genießt diesen Markt hier und nimmt etwas Überflüssiges mit.
Die große Anzahl von Besuchern zeigt den Wohlstand ungeschminkt.
Lauter Leute, denen echte Sorgen eher fremdwörtlich sind.
Dichtes Gedränge schiebt sich um alle Händlerbuden herum.
Doch so manchem wird dieses Treiben irgendwann doch zu dumm.

Ich stehe immer noch am Rande, doch mein Blick geht ganz in die Nähe,
wo ich auch dichtes Gedränge jedoch einer ganz anderen Art dort sehe.
Vor mir liegt eine große Sandsteinplatte - auf der Mauerkrone verlegt,
auf der sich viel Lebendiges auf engsten Raume bewegt.
Bewegt, ist vielleicht übertrieben, denn alles sitzt fest, lebt sessil.
Das meiste sind Flechten, auch etwas Moos ist mit im Spiel.
Flechten zählen zu den Pilzen, obwohl sie symbiontisch fotosynthetisieren.
Der Pilzanteil kann mit Moosen oder Cyanobakterien gut kooperieren.
Das alles klappt vorzüglich auf den breiten Natursteinplatten.
Viele anfliegenden Sporen und Samen die hatten
gute Bedingungen für einen Start in ein künftiges Leben.
Der Weihnachtsmarkt tönt weiter, benimmt sich daneben.
Sein Gedränge ist in gut drei Wochen endlich wieder vorbei.
Die Flechten und Moose bleiben ihrer Steinplatte ewig lang treu.

Verflechtungen


Verflechtungen

Ein Stück totes Holz mit abgelöster Rinde liegt da.
Ich komme betrachtend der Natur etwas nah.
Türkisfarbene Flechten fast korallenähnlich sessil
umrahmt  von etwas Moos – viel mehr ist nicht im Spiel.
Dieses einfache Leben, das sich selbst hier erzeugt,
kann mir Einblicke geben, bis meine Achtung sich verbeugt
Die große Flechte erscheint mir filigran mit ureigener Form.
Der Bauplan ihres Lebens wird zu natürlicher Norm.
Vergesellschaftet ist das Gewächs noch mit anderen Flechten.
Auch Algen gedeihen hier – zur Linken, zur Rechten.
Ob schon tierisches Leben diese Oase entdeckt,
ob einer Moosmilbe hier das Frühstück schon schmeckt,
ob ein Bärtierchen hier eine Wohnung gar fand –
das ahnt das Gefühl, doch leugnet  der Verstand.
Ich möchte mich tief in diese kleine Welt versetzen,
lerne dort vielleicht Natürliches schätzen.
Was ich aus meinen kurzen Erkenntnissen weiß,
ist allzu wenig- macht die Milch kaum etwas heiß.
Dass die tote Rinde -wie selbstverständlich  – neues Leben gründet,
das dieses dabei seinen eigenen Weg  findet,
lässt mich hoffen, dass sich die Welt neben der Menschheit evoluiert,
dass  in vielen Habitaten noch Ungestörtheit regiert.
Die Liste der Arten, die 2021 nicht mehr erleben,
müssen wir erneut unseren Kindern  übergeben.
Wir wissen nicht mal genau, wer im nächsten Jahr ewig fehlt.
Nur ein Bruchteil der Ausrottung wird leider nur gezählt.
Für viele Menschen bleibt mehr als genug zurück.
Was morgen schon fehlt, trübt höchst selten ihr Glück.

 

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Wachstumsminimalisten


Wachstumsminimalisten

Immer wieder betrachte ich einen nackten Stein.
Frisch aus dem Fels gebrochen ist er zunächst abiotisch rein.
Lässt man ihn dann einfach nur so herumliegen,
ändert sich das Antlitz des Steines- denn es fliegen
lebendige Teile über die Luft oder tropfen mit dem Regen.
Am Stein wird sich bald ein Entwicklungslauf regen.
Flechten zählen dann überall zu den Pionieren.
Sie werden Steinflächen über kurz oder lang vitalisieren.
Manchmal entstehen feine lappig-krustige Schichten.
Über nur wenige Millimeter Wachstum im Jahr können Flechten berichten.
Es braucht Jahre, Jahrzehnte bis ein Stein ist bedeckt.
Alles nach langsamer Bescheidenheit hier schmeckt.
Eine Flechte braucht nicht viel zum unbeschwerten Leben.
Das kann ihnen die umgebene Natur täglich leicht geben.

Viele Menschen brauchen zum Glücklichsein unendlich viel.
hier kommen Luxus, Reichtum und Maßlosigkeit ins Spiel.
Ein kleiner Virus bringt diese Konsum- und Genusswelt ins Schwanken.
Plötzlich steht die Menschheit vor sehr hinderlichen Schranken.
Über Nacht heißt es auf ganz vieles länger zu verzichten.
jeden Tag gibt es Neues von dieser Pandemie zu berichten.
Keine Reisen, keine Kneipen, kein lautes Popkonzert –
was ist solche eine Welt eigentlich noch wert?
Kontakte vermeiden, Mund und Nase bedecken
solch ein Leben beginnt mehr und mehr zu erschrecken.
Die weite Welt wird täglich kleiner – das nahe Umfeld das wird groß.
Vieles, das uns ganz wichtig war, lassen wir jetzt erst mal los.
Vom Wohlstand, den wir auf verschiedenen Ebenen konsumieren,
dürfen wir ohne weiteres ruhig das meiste verlieren.
Erst danach erreichen wir vielleicht Regionen erster Not.
Noch viel später kommt dazu die Sorge um das tägliche Brot.

Diese Welt ist schon komisch – allein wenn ich auf den Fußball schau.
Der Amateur, der nur spielen will, erlebt gerade den Supergau.
Er will sich gut bewegen, freut für mit seiner Mannschaft über jedes Tor.
Hier schiebt nun die Regierung aus Fürsorge einen Riegel davor.
Ganz anders bei den Profis, die zig Millionen hier verdienen.
Sie dürfen Woche für Woche wieder zurück in die Kabinen,
um dann mit frischen Trikots ins Stadion auzulaufen:
Sie wollen mal Wieder ihre Ware Fussball fernsehteuer verkaufen.
Was ist das nur für eine unbegreifliche Welt,
die an an solch perversem Gekickere weiterhin festhält.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nur im Zusammenleben erfolgreich

Nur im Zusammenleben erfolgreich.

Nicht selten bleibe ich vor einer Baumrinde, an einem Felsenstück stehen,
um mir dort anhaftende Flechten etwas genauer anzusehen.
Spektakulär sind diese Geschöpfe meistens eher nicht.
Doch filigrane Wachstumsmuster, hübsche Fruchtkörper
bringen dann doch etwas Ästhetisches zu Gewicht.
Was eine Flechte biologisch ist, wurde erst spät festgestellt.
Früher wurde sie einfach zu den Pflanzen hinzu gezählt.
Heute weiß man, wer sich mit wem zu solch merkwürdigen Wesen verbindet.
Aus einer Liaison von Algen, Cyanobakterien und Pilzen da gründet
sich dann eine Flechte – weltweit ist das schon über 20 000 artenmal passiert.
Wer einem anderen dabei etwas gibt,
bekommt manchmal mehr zurück,
als er bei dieser Symbiose an Eigenheit verliert. Weiterlesen

Verflechtungen

Verflechtungen

Wenn Algen auf Pilze,
Pilze auf Bakterien zugehen,
kann etwas Neues
aus ihnen entstehen.
Irgendwann wurden diese Liaisonen perfekt,
haben Flechten für sich
diese Welt entdeckt.
Die neuen Wesen wachsen nun
an fast allen Stellen.
All ihre Zellen
stammen aus zwei verschiedenen Quellen.
So sind Flechten
irgendwie halbe Pflanzen.
Als halbe Pilze besitzen sie Zwitterformat.
Manche Grün- oder Blaualge hat
sich über eine Pilzbekanntschaft
zur Flechte vereint. Weiterlesen

Leben erwacht

Leben erwacht

Ein Menschenwerk wie eine Mauer
ist erst mal tot – doch nicht von Dauer.
Was anfangs sauber und adrett
zusammengefügt im Mörtelbett,
das ändert bald schon sein Gesicht
nur schöner wird es meistens nicht.
Der Zahn der Zeit nagt an den Steinen
Der Regen löst zumeist im Feinen.
Frost sprengt hier und da eine Lücke.
Der Mauer fehlen erste Stücke.
Viel Staub landet auf diesen Bau.
Was vorher farbig wird eher grau. Weiterlesen

Voller Flecken

p1170323Voller Flecken

Flecken
zu entdecken
bringt oft Schrecken:
denn sie erwecken
den Eindruck fehlender Pflege.
Sind die sichtbaren Belege.
Hier ist nicht mehr alles rein
wie auf diesem Stein.
Orange, schwarz oder fast weiß –
die Sonne strahlt ziemlich heiß –
auf diesen kalkigen Brocken,
auf dem die Flecken hocken.
Es fehlt nicht an Reinlichkeit.
Jeder Flecken lebt Lebendigkeit.
Krustige Flechten wohnen
in eher zufälligen Zonen
auf der Wetterseite im Licht
und regen sich nicht.
Ganz langsam wächst jedes Gebilde.
entbehrt das Wilde,
sein Wachstum irgendwie spontan
fängt im Flecken an. Weiterlesen

Überlebt

überlebtÜberlebt

Wenn jemand etwas überlebt,
Das Schicksal Glück ins Leben bringt,
Die Seele tief vor Freude bebt
Und mancher Jubellieder singt.
Manch Art wird selten – ist streng geschützt
Wir wollen sie nicht verlieren.
Die Hilfsmaßnahme, die auch nützt,
dient Pflanzen wie auch Tieren.
Überleben fällt nicht immer leicht
Ausrottung wird geduldet.
Wenn man im Zeitverlauf vergleicht,
Der Mensch so viel verschuldet.
Weiterlesen

Lithographie

FlechtenLithographie

Überall, wo Felsen brechen,
wo Gestein in Stücke reißt,
zeigen sich erst raue Flächen.
Leben auf Granit hier beißt.
Endlos Jahre müssen streichen –
Wind und Wetter helfen mit –
Bis Gestein lässt sich erweichen.
Das ist irgendwann der Schritt
Hin zu der Lebendigkeit.
Auf den Felsen wachsen Flecken –
Erst nur eine Winzigkeit –
Bis sie sichtbar Flächen decken,
da vergeht noch ewig Zeit.
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