Entscheidungen

Heute, am 25. Februar 2024 um 6.45 Uhr wurde der letzte Ton gespielt und alle deine Entscheidungen von dir abgenommen.
Wir vermissen dich!

Entscheidungen

Wenn man auf ein Leben zurückblickt und dabei seinen Weg betrachtet,
fühlt man sich wie auf einer Straße, denn man achtet
genau auf die Stellen , wo sich neue Richtungen ergeben
und wo Entscheidungen über das Weitere im Raume schweben.
Keiner kann zugleich in zwei verschiedene Richtungen gehen.
Denn dann wird man keine Zielbestimmung mehr verstehen.
Schaut man auf seinen Beginn des Dabeiseins, stellt man fest,
dass man den Eltern die ersten Entscheidungen überlässt.
Ein Name muss gefunden werden für jedes frische Kind
und früher war es wichtig,
dass neue Erdenbürger rasch getauft auch sind.
In der Schulzeit nach ein paar Volksschuljahren,
sollte das Kind die richtige Bildung erfahren.
Ich fand mich dann wieder im humanistischen Zweig
vom Gymnasium der Stadt- doch
der entscheidende Fingerzeig
kam von meinen Eltern: sie bestimmten,
dass Lehrer mich in Latein und Griechisch trimmten,.
Später konnte ich selbst noch eine Korrektur machen,
ehe dann die Augen eines Abiturienten lachen.
Danach kam die Frage, was ich eigentlich studieren sollte,
ich war mir sehr unsicher, was ich selbst denn wollte.
Kunst war ein Traum- doch Umstände wiesen in eine Richtung,
die vernünftig erschien - es kam zur Umschichtung
der Interessen. Der Lehrerberuf wurde anvisiert.
Doch nach dem Examen wurde promovierend weiter studiert.
Hier bekam das Leben eine neue Richtung verpasst.
Parallel hat das Private plötzlich wie wunderbar gepasst.
Verliebtheit, Liebe bis zum Bund für das Leben
da sollte wohl die wichtigste Entscheidung auf dem Lebensweg ergeben.
Der Wille zur Familie, um Kinder zu haben,
war mehr ein Geschenk, das wir uns gegenseitig gaben.
Über die ganze Strecke des Lebens fragt man sich immer wieder,
wie lautet wohl der Text der allerletzten Lieder?
Ich hab die Noten des letzten Liedes nun in der Hand.
Wann der letzte Ton gespielt, ist noch unbekannt.
Der Weg ist das Ziel - ist man dort aber angekommen,
dann werden alle Entscheidungen von mir dann abgenommen.

Naturtabu

Durch die Wildniswälder mit Muße zu streifen,
das heißt Urnatur mehr und mehr zu begreifen.
Den Einklang ungestörter Lebensräume zu erleben,
ist leider viel zu wenigen Menschen gegeben.

Wer sein Leben hier beendet,
seinen Körper einfach spendet.
Viele spezialisierte Arten,
die auf diese Biomasse warten.
Für sie wird der Tisch immer neu gedeckt,
was da verstarb ihnen köstlich schmeckt.

Ist am Ende alles Weiche gut verdaut,
man nur noch auf blanke Knochen schaut.
Dieser zernagt bald den Zahn der Zeit.
Als Mineral ist Knochenmehl bereit,
vielen Pflanzen Nährstoffe zu schenken –
kann z.B. Kraft in Bäume lenken.

Ein Mensch darf diesen natürlichen Weg nicht gehen.
Kulturelle Regeln dem entgegenstehen.
Der Weg sich ganz mit der Natur zu vereinen
scheitert an ganz vielen Neinen.

Ich darf mich nicht der Eigennatur verschenken.
Es ist schon ein Tabu daran zu denken.
Die Naturgenießer im Wald dürfen sich
nicht über mich freuen.
Ich kann der Gesellschaft dieses Tabu nicht verzeihen.

Lebensportrait

Ich malte, zeichnete für mein Leben gern
wurde dabei aber nicht zu einem leuchtenden Stern.

Ich wäre wohl gern zu einem perfekten Maler geworden
Von Wüsten, Wäldern, wilden Fjorden.

Aber auch in der Durchschnittlichkeit
können ansehnliche Dinge entstehen.
Man muss nur die Freude hinter der Gestaltung sehen.

Die Leinwand für mein eigenes Lebensportrait
ist mit vielen Farben bedeckt.
Jeder Zentimeter nach verschiedenen Erlebnissen schmeckt.

Gleichzeitig komponiert jeder Pinselstrich
am Ende ein abgeschlossenes Bild.

Der letzte Farbtupfer macht das Portrait nicht mehr wild

Neben dem Bild stehen einige frische Leinwände
zum bemalen bereit.
Die Zeit hält den Pinsel für die ersten Striche –
den Beginn weiß die Zufälligkeit.



Jedes Ende ist ein Beginn

Mit der Geburt startet die Sanduhr des Lebens,
vor- und zurückstellen ist vergebens.
Nicht jede Uhr hat sein Glückszeitmaß gefüllt.
Der Zufall über die Zahl der Körner mitspielt.

Das Ende ist unvermeidbar,
wie es sich realisiert ist sehr divers.
Um das Ende des Lebens rankt schon so mancher Vers.

Der Tod muss sein, er ist Gewinn und Beginn,
er schafft Freiräume für Zukünftiges,
begründet seinen eigenen Sinn.

Wie viele Tode hat diese Welt wohl bisher erlebt?
Die Zahl fast in der Unendlichkeit schwebt.

Jedes Ende eines Organismus gibt jeder Geburt eine Chance
Unsere Erdengeschehen liebt die Balance.

Strukturengeburt

Strukturengeburt

Nach wochenlanger Sintflut hielt der Regen inne.
Überstaute Flächen übereizten Sinne.
Der Boden mag keinen weiteren Tropfen mehr trinken.
Meine Schritte in der durchweichten Wiese versinken.
Dann kam bei sternenklarer Nacht der Winter zurück
zeigte seine erfrierende Spuren brachte Eishäute in den Blick.
Hier war ein ertrunkener Maisacker mit nichtssagenden Ernteabfällen
Durch den Wasserüberfluss konnte Organisches quellen.
Mit dem Frost wurde das schlüpfrige Material plötzlich hart.
Manche der Eisgebilde überraschte mit feinsilbrigen Bart.
In dieser Metamorphose erscheint das Transformierte fast wie Kunst.
Dabei lebt diese Fläche gerade nur von der Gunst
der Wetterkapriolen deren Seele immer der Zufall ist.
Doch das Ergebnis sich für kurze Zeit durchaus mit Schöpfungen misst,
die Menschen aus kreativem Gestalten als Kunst erschaffen.
Die Werkzeuge der Natur sind allesamt Waffen,
die im Zusammenspiel aller natürlichen Kräfte entstehen.
Nur durch unser vertieftes Anschauen da gehen
unsere Empfindungen in gestalterischen Spuren spazieren.
Auch diese Strukturengeburt wird bald zerfallen und wir verlieren
diese Eindrücke aus unserem Betrachterfeld aber sie werden ersetzt
durch neue Impulse, auf die sich unser Interesse immer wieder einläßt.

Verwurzelt

Verwurzelt

Etwa die Hälfte eines Baumes bleibt unsichtbar im Erdboden verborgen.
Sein reiches Wurzelwerk für Standfestigkeit und guten Halt hier sorgen.
In Weltmeeren wachsen viele Korallen zu riesigen Riffen.
Sie haben ihre Sessilität am Meeresgrund seit langem gut begriffen.
Unter den Erdbewohnern sind aber auch viele Weltenbummler dabei.
Sie verankern sich nirgends bleiben immer vogelfrei.
Manche Arten sind Nomaden stets auf Suche nach neuem Lebensraum.
Sie wünschen keine feste Bleibe, weiter zu ziehen, bleibt ihr Daseinstraum.
Der Mensch ist wohl von allem etwas , erobert inzwischen die ganze Welt.
Die Sucht nach etwas Neuem der Suche nach Sicherheit und Bodenständigkeit missfällt.
Menschen bauen sich schöne Häuser mit Gärten von höchstem Charme.
Sie leben in Ortschaften, ihre Beziehungen untereinander machen sie gesellschaftswarm.
Über Zeiträume entsteht in den Menschen ein Heimatgefühl.
Sprache, Landschaft und Kultur sind da voll mit im Spiel.
Im Alter sterben Wurzeln, doch sie werden durch junge ständig ersetzt.
Die Verwurzelung im Ganzen wird so nicht verletzt.
Aber auch geistige Werte können durchaus Wurzeln wohl gleichen.
Sie dringen in die Tiefe, kommunizieren und setzen oft Ausrufezeichen.
Wenn Menschen miteinander reden und Meinungen tauschen.
entstehen quasi Wellen, die zur Ewigkeit rauschen.
Irgendwann enden auch geistige Wurzelwerke - doch in ihrem Geflecht
wandern Impulse davon von Geschlecht zu Geschlecht.
Auch die genetischen Wurzeln sind auf ihre Weise interaktiv.
Der unendliche Lebensfaden immerzu nach Weiterentwicklung rief.
Jeder Mensch trägt in einer Winzigkeit dazu etwas bei,
dass Wurzeln wachsen, kontaktieren ,interagieren
damit der Weg des Lebens bleibt für immer frei.


Wohnungen

Wohnungen

Wo sich Lebewesen regelmäßig gern aufhalten,
kommen Wohnungen schnell ins Blickfeld.
Von vielen Menschen werden solche Räumlichkeiten verzweifelt gesucht
und kosten dazu Monat für Monat enorm viel Geld.
Obwohl unsere Erde doch so groß erscheint,
fehlen Häuser mit Zimmern mancherorts sehr.
Häuser zu bauen, Wohnraum zu schaffen fällt zunehmend schwer.
Zu viele Menschen, zu hohe Ansprüche, zu wenige Mittel
führen zu einem ruinösen Immobilienmarkt.
Das ganze System steht vor einem schlimmen Infarkt.
Was haben Kriege , Naturkatastrophen an Wohnstätten zerstört.
Auf friedliche Koexistenz wird immer nur zeitweise gehört.
Immer wieder trifft Macht auf fast grenzenlose Gewalt.
Das Elend um menschliche Behausungen ist leider uralt.

Auch im Tierreich sind schützende Wohnungen ziemlich begehrt.
Wenn die Natur selbst nicht geeignete Schutzräume beschert,
fertigen Tiere ihre Bleiben mit eigenen Mitteln an.
Jeder so gut, wie er es eben nur kann.
So entstehen, Haufen, Nester, Köcher, Gänge und Röhren
Schnecken und Muscheln lassen sich in ihren Schalen nicht stören.
Einem Teil der Tiere fehlt zeitlebens ein festes Haus.
Als Obdachlose finden sie im Umfeld Unterschlüpfe in Saus und Braus.
Manche selbst geschaffene Wohnung können die Erbauer überall hin mitnehmen.
Sie können kunstvoll schön aussehen oder sind chaotisch zum schämen.
Alle tierischen Wohnungen versiegeln nicht dauerhaft Lebensräume.
In der Streuschicht entstehen immerzu Habitate gesponsert durch Bäume.
Wenn ich meine von mir bewunderten Köcherfliegenlarven betrachte,
dann staune ich, was ein Insekt aus dem Material kunstvoll machte,
dass in seiner begrenzten Nähe, in seiner Reichweite lag.
Mancher der Köcher in seiner Kunstfertigkeit ich nur noch bewundern mag,
Zeichnung

Fingerspitzengefühle

Fingerspitzengefühle

Da gibt es schon einige herausragende Glückstage im Laufe des Lebens.
Oft wartet man auf eine Wiederholung dieser Ereignisse aber vergebens.
Die Einmaligkeit eines besonderen Momentes
lässt manchmal Ehrfurcht erzittern.
Natur ganz hautnah zu erleben,
kann Begegnungsgefühle mächtig erschüttern.
Eine Großlibelle auf der Zeigefingerspitze zu spüren,
erzeugt Freude, bringt Nähe, kann zu Gemeinschaften führen.
Die Tarsen der Füße verkrallen sich fest in meine Haut.
Das Insekt mich dabei mit abertausend Ocellen anschaut.
Die Libelle zeigt sich in diesem Moment ohne Scheu, will bei mir bleiben.
Etwa 15 Jahre nach unserer Begegnung
komme ich dazu, über unser Meeting etwas zu schreiben.
Dabei frage ich mich, wieviele Tiere aber auch andere Objekte aus der Natur
lagen, klebten, hefteten sich auf dieser Fingerspitze fest.
Mein Augenpaar sich dabei ganz nah an das Objekt heranführen lässt.
Ich sehe vieles neu und fühle ganz leichten Berührungskontakt.
Solche Momente haben mein Empfinden bis aus dem Tiefsten ausgepackt.
Viele solcher Augenblicke konnten der Erinnerung nicht standhalten,
Was auf der Fingerspitze überraschend geschah,
sollte nur im Moment Erlebnisse entfalten,
die nicht bewahrt werden konnten,
die dem Gedächtnis entschwanden.
Trotzdem geht ihr eigener Wert
irgendwie nie so richtig abhanden.

Tannenbaumtraum

Tannenbaumtraum

Wieder steht eine Nordmanntanne im Wohnzimmer
eigentlich so wie immer.
So lange ich denken und fühlen kann,
zieht mich der bunt geschmückte Baum in den Bann.
Wenn dann Bienenwachskerzen herrliche Düfte verströmen -
der alte Kugelschmuck kommt vielleicht sogar aus Böhmen -
dann werden wohl besondere Gefühle ausgepackt,
weihnachtliche Lieder geben dazu den musikalischen Takt.
Wieso reagiere ich auf den Baum so sentimental?
Der christliche Glaube ist mir schon lange egal.
Trotzdem wird die geschlagene Tanne liebevoll geschmückt.
Das ganze Getue erscheint dabei ehrlich verrückt.
Es muss eine Sehnsucht sein, die Gestalt werden muss.
Manchmal drückt etwas Kitsch allem am Ende noch einen Kuss
auf das Gesamtkunstwerk mit üppigem Glanz und Glitter.
Weihnachten funkelt und träumt im Emotionsgewitter.
Viele Menschen machen bei Weihnachtsbräuchen weltweit mit.
Auch sie suchen Seelenwärme und die bunt leuchtende Tanne gibt
anscheinend Nahrung für Illusionen, Träume und Fantasien.
Man schaltet die Vernunftebene ab, schwebt in Nostalgien.
Nach ein paar Tagen wandert der Tannenbaum ins Kompostwerk der Stadt.
Für den Schmuck ,die Kerzen- oder das Kunstlicht da hat
man Kisten und Kästen, die verschwinden nun bald
In Kellerschränken - die Gefühlswelt wird kalt.
Im nächsten Jahr nach dem vierten Advent
der Tannenbaum im schönsten Kerzenlicht brennt.