Nahrungstrauma

Ich beiß in die Welt

Wenn ich so meine Speisen betrachte,
ich meine Auswahl zutiefst verachte.
Ich lebe nicht mehr von der Hand in den Mund.
Meine Nahrung hat einen Reisehintergrund.

Des Großvaters Saat lieferte Korn und Schrot –
Kartoffeln und Bohnen das Feld uns bot.
Der Schinken vom Schwein und vom Huhn das Ei
Das brachte der Hof so ganz nebenbei.

Das Obst von der Wiese, die Milch von der Kuh
Gehörten zum Essen einfach dazu.
Das selbst Erzeugte geschickt kombiniert
Hat Essengenüsse der Heimat kreiert.

Was heute so alles in die Küche gebracht,
das hat oft weitere Reisen gemacht.
Es wuchs nicht im Garten und nicht auf dem Feld.
Was meinen Hunger heut stillt, kennt die halbe Welt.

Manche sagen, viel Gutes kommt aus der EU.
Die Kontinente spendieren mir noch was dazu.
Und ich als normaler Durchschnittsesser
Bin nahrungsblind ein Kilometerfresser.

Der Reis wächst in China, der Kaffee im Sudan.
Der Thunfisch, die Krabben im Ocean.
Argentinien liefert Kirschen und das Hüftsteak dazu.
Dazu passen noch Bananen aus dem fernen Peru.

Ich bin schon längst satt – möchte nur noch was trinken,
Da lass ich Merlot (aus Chile) durch die Kehle sinken.
Käse aus Frankreich oder doch aus Italien
Das sind am Ende nur noch Marginalien.

Gutes Essen ist doch eine tolle Sache,
erst recht, wenn ich über die Preise lache.
Aus Kalifornien der Tropfen grad für fünf Euro –
Ist mit der Anreise wahrlich nicht teuro.

Ehrlich bedacht ist mein Essen nur Sünde
Zum Entschuldigen fehlen mir jegliche Gründe.
Ein kleiner Apfel, der eine Weltreise macht,
den hat keine Eva aus dem Paradies uns gebracht.

4 Gedanken zu “Nahrungstrauma

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