Jagdaussetzer

StockentenJagdaussetzer

Wenn ich es zeitlich richtig checke,
Bringt Mann wohl Enten grad zur Strecke.
Rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest
Manch Schnattertier sein Leben lässt.
November kalt mit Abendrot
Da knallt die Luft bald voller Schrot.
„Vom Himmel hoch da komm ich her
Ich bring die Entenbrust und mehr.“
Da waren viele Jägersleut,
die solch ein Schießen hoch erfreut.
Von hundert Enten nur geschätzt
War wohl die Hälfte ausgesetzt.
Zuchtenten kamen im schönen Mai
In großer Zahl plötzlich herbei.
Mit Erbsen, Mais und Weizenkorn
haben Menschennäh sie nie verlorn.
Sie bleiben ihm und Teich so treu;
Denn Futter gibt es täglich neu.
Das Entenvolk wird gut ernährt,
bis es die Wahrheit spät erfährt. Weiterlesen

Zwei Spitzschlammschnecken

SpitzschlammschneckenZwei Spitzschlammschnecken

Zwei Spitzschlammschnecken auf dem Blatt
Die fressen sich an Algen satt.
Sie sind der Wasserwelt entflohn
Ein Trockenurlaub ist ihr Lohn.
Nebelfeuchte Novembertage
Versetzen die Tiere in die Lage,
die Lungen luftig aufzufüllen
Sauerstoffhunger lässt sich stillen.
Die meiste Zeit seh ich sie gleiten.
Sie brauchen manchmal Ewigkeiten,
das andre Ufer zu erreichen –
im Schneckentempo ohne gleichen. Weiterlesen

Blattgold

AhorngoldBlattgold

So monoton grün waren die Blätter
Im Frühlings- und im Sommerwetter.
Der Ahorn braucht sein Chlorophyll
Photosynthese bleibt das Ziel.
So sammelt er für sich die Kraft,
die Wachstum immerzu dann schafft.
Im Herbst da endet die Saison.
Das Sonnenlicht sinkt früher schon.
Die Nächte länger und taukalt
Erwarten ersten Raureif bald.
Der Ahorn wechselt sein Gesicht
Gelbgolden strahlt er nun im Licht. Weiterlesen

So lang kann doch kein Bein sein…

WeberknechtSo lang kann doch kein Bein sein…

So lang kann doch kein Bein sein
Dabei ganz super schlank und fein –
Wer braucht denn solche Extremitäten,
wo kleinere es längst schon täten?
Es ist hier wohl der Weberknecht –
der Name klingt schon ziemlich schlecht,
Der seine Beine und zwar acht
Unendlich lang und dürre macht.
Wer solch abnorme Stelzen hat,
besitzt Beinfreiheit im Spagat.
Vom Weberknecht der Körper ist –
wie ihr sicher schon lange wisst –
kompakt, gedrungen und fast rund
und selten nur ein wenig bunt.
Zwei Augen lugen aus dem Rücken –
Sie können Helligkeit nur blicken.
Manch Weberknecht mag Häuser gern.
Die Hausfrau hält sie lieber fern. Weiterlesen

Abendrot

AbendrotAbendrot

Was zündet diese Sonne Feuer! –
eh sie am Horizont versinkt.
Das Licht ist ziemlich ungeheuer
So glühend rot und wärmt doch nicht.
Novemberabend ganz zum Schwärmen
Ein Farbenmeer im Spiegelbild.
Es gibt kein Hasten und kein Lärmen
Nur Sonnenglut erscheint uns wild.
Wir halten dies oft für romantisch –
Sitzen am Meer versunken da.
Ob nun ästhetisch oder Kitsch
Das nehmen wir kaum richtig wahr.
Wie oft schon wollt ich die Untergänge
Verewigen auf Zelluloid.
Da waren Bilder fast schon Zwänge
Die Sucht zum Sehnen kam erneut. Weiterlesen

Die späte Blüte

GlockenblumeDie späte Blüte

Wenn späte Blüte Liebe sucht,
bleibt sie dabei meist ohne Frucht.
Der Sommer ist längst hingegangen,
Warf Farben aus, mit Duft gefangen
Wurden die Bienen, viele Falter.
Sie waren Blumen-Glücksverwalter.
Was heut noch im November blüht,
ist Balsam für das Herbstgemüt.
Die Astern sind welk aufgelöst
Die Rose ihre Grenzen stößt,
ob letzte Knospe sich entfaltet
oder der Blühtrieb doch erkaltet.
Die Glockenblume auf der Mauer
Wird täglich noch ein bisschen blauer.
Sie steht im reichsten Blütenflor –
Doch klopft der Frost am Gartentor. Weiterlesen

Das letzte Blatt

BlattDas letzte Blatt

Ein Blätterjahrgang löst sich auf.
Am Boden liegt Falllaub zuhauf.
Im letzten Blatt glänzt Sonnengold,
bis es der Wind vom Aste holt.
Ist dieses Blatt hier denn ein Sieger?
Andre sind längst ja Untenlieger.
Es hat jetzt einzig überlebt –
bis eine Böe kommt und es geht.
Letzter zu sein ist oft nicht schön –
Wenn alle andren vorher gehn.
Beim Baum trauert niemand ums Blatt,
das seinen Platz verloren hat.
Das letzte Blatt sinkt ganz allein.
Das sollte vorher so nicht sein.
Als dieser Baum noch gut belaubt,
hat Windesstoß vielfach geraubt.
Da trudelten Blätter fast wie Regen.
Man konnte jeden Tag neu fegen. Weiterlesen

Wenn die Kraniche ziehn

KranicheWenn die Kraniche ziehn

Vielstimmig ertönt es in hoher Luft
Ein großes V vom Himmel ruft.
Von Norden zieht ein Kranichmeer
Gemeinschaftsflügig südwärts her.
Kraniche verteilen seit eher die Last,
die du als Führer zu tragen hast.
Ein jeder fliegt hier genau im Verbund
Nicht immer bleibt das Flugbild ganz rund.
Wenn die Kraniche heute wieder ziehn,
dann geht das Letzte der Sommerzeit dahin.
Bald frostet die Erde mit Eis oder Schnee.
Dem sagen die Vögel doch lieber ade.
Ich lausche fast neidisch ihrem Sehnsuchtschor
Und schaue zum Flugbild am Himmel empor.
Die Kraniche lassen mich am Boden zurück.
Sie suchen für Monate in Afrika ihr Glück.
Manch einer von uns möcht ein Kranich wohl sein,
der steigt in den Flieger zur Sonne gern ein. Weiterlesen

Am Moorsee

MoorseeAm Moorsee

Novemberfahles kaltes Licht
Aufs Wasser fällt, wo es sich bricht.
Faschinenreste ragen stumm
Am Uferrand vom See herum.
Kein Windeshauch lässt Wellen rollen.
Kupferne Binsenhalme wollen
Nicht einmal augenblicklich zittern.
Das Birkengelb will nur verwittern.
Ganz fern erkenn ich Silhouetten
Da bilden Wasservögel Ketten.
Gedämpftes Quaken schallt herüber –
Die Sicht zum Ufer dunstig trüber.
Es sind wohl Enten, die dort rasten.
Die schwachen Klänge ja die passten
Wohl einzig zu dem Schnabeltier,
die ich bald aus dem Blick verlier.
Der Moorsee atmet tiefen Frieden.
Heut wird Bewegung ganz vermieden. Weiterlesen

Angereift

ReiflichesAngereift

Über die letzte Nacht
Hat Sternenklarheit
Zauberhaften Frost gebracht.
Brennnesselblätter
Funkeln zart angereift
im Novemberwetter.
Gestern noch
war das überjährige Gras
noch restgrün
Und regennass.
Im kühlen Morgenlicht
Bricht
die Sonne sich.
Blanke Kristalle
Verzuckern
der Halme Strukturen
Eine Distelrosette
Zeigt ihre glitzernden Zähne,
So als hätte
Sie sich
auf der frostkalten Haut
silbrige Sägen aufgebaut. Weiterlesen